Product Stories

Sicherheit und Trittkomfort aus Altreifen

Sicherheitsschuhe sollten lange Zeit vor allem robust sein. Mittlerweile verstehen viele Produzenten, wie wichtig auch hier ein elastischer und schonender Tritt ist – und wie sehr sich der Anspruch der Kunden ändert. Das schließt Nachhaltigkeit mit ein. Evonik hat hier mit dem Hochleistungskunststoff

VESTAMID® eCO eine rundum passende Lösung, denn ein Rohstoff basiert auf alten Reifen.

Schuhe sind einer enormen Belastung ausgesetzt. Wenn wir täglich in ihnen laufen und sie dabei gegen harten Untergrund drücken, folgt zwangsläufig: Jeder Schuh ist irgendwann durchgetreten – und muss entsorgt werden. Es verwundert also wenig, dass Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema in der Schuhindustrie
geworden ist. „Seit mehr als einem Jahrzehnt wird das diskutiert, nun ist aber auch der Punkt erreicht, wo Kunden tatsächlich nachhaltig produzierte Schuhe kaufen wollen“, sagt Klaus Hülsmann, Director Sports im Bereich High Performance Polymers. Eine Schuhsorte, die dabei bislang vergleichsweise wenig im Fokus stand, ist der Sicherheitsschuh. Nur ist insbesondere hier das Thema Verschleiß relevant: Sicherheitsschuhe müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Evonik hat sich dem nun angenommen und einen neuen, nachhaltigen Hochleistungskunststoff aus der eCo-Reihe entwickelt: Bei der Herstellung des Polyamid-12-Elastomers (PEBA) VESTAMID® eCO wird die Hälfte an fossilen Ressourcen durch einen Ausgangsstoff aus Altreifen ersetzt. Und dieser Kunststoff eignet sich hervorragend für Schuhsohlen.  „Wir machen aus einem Abfallstoff einen Wertstoff, der hinterher auf gleichem Niveau verwendet wird“, sagt Hülsmann.

PEBA SORGT FÜR TRAGEKOMFORT

Seit mehr als 40 Jahren werden PEBA-Formmassen in Schuhen eingesetzt, insbesondere bei Sportschuhen. Aus nachvollziehbarem Grund, denn die Polyether-Blockamide sind elastisch, chemikalienbeständig und schlagzäh. Sie eignen sich für kompakte Schuhbestandteile wie Außensohlen oder Fersenteile – vor allem
aber auch in Form von Schaumplatten für Sportschuhsohlen, die leicht, langlebig und federnd sein sollen. „Der Rückprall übertrifft andere Weichschäume bei Weitem, wir reden hier wirklich von einer Premiumklasse“, sagt Hülsmann. Heißt: Wer mit einer VESTAMID® PEBA Schaumsohle auftritt, erhält die eingesetzte Energie größtenteils wieder zurück. Gleichzeitig sorgt das geringe Gewicht des Schuhs für hohen Tragekomfort. Ideal also für Sportschuhe, bei denen alle diese Eigenschaften gemeinsam für bessere sportliche Laufzeiten und schonendere Belastung sorgen. An Sicherheitsschuhe dachte in diesem Zusammenhang zunächst lange Zeit niemand.

Das änderte sich 2020, als der Produktentwickler Lothar Merk von der BIG Arbeitsschutz GmbH sich intensiv mit der Frage beschäftigte, welche Eigenschaften eigentlich ein Sicherheitsschuh haben müsste. „Schauen Sie in die Betriebe, da finden Sie tagtäglich Athleten, die Höchstleistungen erbringen müssen“, sagt er. „Kilometerlange Strecken zurücklegen, den ganzen Tag stehen, auf Gerüste klettern – aber nicht in bequemen Sportschuhen, sondern in schweren Arbeitsschuhen.“

LAUFKILOMETER BELASTEN DEN KÖRPER

An dieser Stelle lohnt ein Blick zurück: Die Geschichte des Sicherheitsschuhs beginnt vor etwa hundert Jahren. In den Anfängen der Industrialisierung zogen die Arbeitenden das an, was sie vorher gewohnt waren: Holzschuhe. Das führte tatsächlich immer wieder zu Verletzungen und demgegenüber waren die damals
neumodischen Sicherheitsstiefel mit Stahlkappen eine kleine Revolution. Sie verringerten die Zahl der Unfälle erheblich. In den folgenden Jahrzehnten lag der Fokus der Weiterentwicklung konsequenterweise auf dem namensgebenden Aspekt: Sicherheit.

Lange Zeit wurde eher weniger Augenmerk auf das Design gelegt. Vor allem aber auch nicht auf die Tatsache, dass robuste, schwere Schuhe ihre ganz eigene Problematik mit sich bringen: Sie dämpfen die Schritte nicht, beim Laufen geht dementsprechend viel Energie verloren. Zusätzlich belasten die vielen Laufkilometer auf
den harten Industrieböden überproportional Gelenke, Knie und sogar den Rücken. Viele Menschen tragen tagtäglich ihre Sicherheitsschuhe deutlich länger und legen weitere Wegstrecken damit zurück, als mit jedem anderen Schuhwerk. Kurz gesagt: Es wäre eigentlich sehr sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, wie
auch in Sicherheitsschuhe ein Schaumstoff verbaut wird, der dämpft, Halt bietet und die Tritt-Energie an den Träger zurückgibt.

MARKT FÜR SICHERHEITSSCHUHE HAT SICH GEÄNDERT

Genau diese Fragen stellten sich also Merk und dessen Team von BIG für ihre RUNNEX® Sicherheitsschuhe – und landeten konsequenterweise bei VESTAMID® PEBA. Gemeinsam mit Evonik wurden flexible Schäume speziell für Sicherheitsschuhe entwickelt, was beide Seiten als spannendes und bereicherndes Projekt
schildern. Eine neue Technologie zu implementieren erfordert schließlich das Fachwissen von beiden Seiten. „Ich würde sagen, mittlerweile hat sich der Markt für Sicherheitsschuhe deutlich gewandelt“, sagt Hülsmann. „Lange Zeit war die gesamte Branche eher konservativ unterwegs, aber eigentlich geht es ja um den Endkonsumenten.“ Und der möchte auch gerne Arbeitsschuhe tragen, die nicht nur sicher, sondern auch komfortabel sind und einen persönlichen Kleidungsstil ermöglichen. Womit sich direkt auch wieder die Frage der Nachhaltigkeit anschließt.

„Wir produzieren unser VESTAMID® und setzen dabei zirkuläre Rohstoffe ein, die aus Altreifen gewonnen werden“, skizziert Hülsmann. Da Nachhaltigkeit sich nicht allein auf die Auswahl der Rohstoffe beschränkt, wird bei der Produktion zusätzlich ausschließlich regenerative Energie genutzt, was den Kohlendioxid-
Fußabdruck um insgesamt 42 Prozent senkt. Evonik will damit auch demonstrieren, dass nachhaltig hergestellte Kunststoffe nicht nur möglich sind, sondern ein echter Weg in die Zukunft sein können. Dazu braucht es allerdings auch gemeinsame Projekte mit Kunden, um daraus Produkte zu entwickeln – so wie den Sicherheitsschuh.

ZIRKULÄRE ROHSTOFFE ALS WEG IN DIE ZUKUNFT

Die neue Produktreihe eCO steht dafür sinnbildlich: Erneuerbare oder zirkuläre Rohstoffe, verringerter Kohlendioxid-Ausstoß bei der Produktion – aber alles bei gleichbleibender Qualität und auf dem gleichen Performance-Niveau. „VESTAMID® eCO ist in diesem Fall eine Alternative ohne Einschränkungen“, sagt
Hülsmann. „Und die Altreifen sind ein Weg, um den Rohstoff nachhaltig zu gewinnen – es gäbe sicherlich auch noch andere. Wir beweisen jetzt aber, dass dieser Weg auf jeden Fall funktioniert.“